Aufklärung zum Thema Drogen

Welches Bewusstsein lässt sich durch Drogen erweitern?

Zitate gesammelt von Psychonaut –

Oft wird bei Drogen an Krankheit und Verfall gedacht. Manchmal wird aber auch an „Bewusstseinserweiterung“ gedacht.
Wer jemals Drogen zum Zwecke der Bewusstseinserweiterung genommen hat, der wird wissen, dass diese Hoffnung nicht immer erfüllt wird. Warum ist das so? Dies will der vorliegende Artikel erklären.
Der folgende Text ist eine Sammlung von Zitaten (besonders aus dem Buch „Handbuch der Rauschdrogen“, welches zu dieser Frage eine deutliche und plausible Meinung vertritt).
Was ist Bewusstseinserweiterung?

Zunächst einmal soll der Begriff „Bewusstseinserweiterung“ kurz umrissen werden: Wir verstehen darunter den Prozess des inneren Öffnens über die ’normalen‘ Grenzen hinaus. Das Bewusstsein öffnet sich völlig neuen Gedanken und Erkenntnissen. Wir erschließen neue Horizonte und neue Wirklichkeiten (siehe Castaneda). Diese Erlebnisse können euphorisch sein oder bedrückend. Sie können neue Lebensperspektiven vermitteln oder eine Phase der Resignation hervorbringen. Manche Bewusstseinserweiterung verändert das ganze Leben, andere sind mehr ein intellektuelles Abenteuer.

„Gemeint sind jene Bewusstseinszustände, in denen der Berauschte Zugang zu ‚anderen Wirklichkeiten‘ erhält. Religion, Mystik und Transpersonale Psychologie sind die Bereiche, die – auch – dadurch erschlossen werden können, dass bestimmte Substanzen, in erster Linie Halluzinogene, normalerweise verschlossene Zonen des Unbewussten öffnen und die Sinnesorgane bestimmter Filter ‚berauben‘.“ {1,368}

„Die Eigenschaft der psychoaktiven Substanzen (am detailliertesten Beschrieben bei LSD), die Wahrnehmung zu verändern und neue ‚innere‘ Räume und Dimensionen zugänglich zu machen, hat die Menschen früherer Epochen vielleicht erst darauf gebracht, dass es so etwas wie Zauberei gibt. […] Traum und Tag gehen manchmal ineinander über. Halluzinogene verstärken diese Tendenz; sind sie stark genug, wie das Meskalin und das Psilocybin, können sie auch den kritischen Denker vorübergehend dazu bringen, die Welt auch einmal anders zu sehen, ihre magischen Qualitäten zu entdecken. {1, 360}

„Während sonst nur besonders visionär begabte Menschen Zugang zu mystischen Erlebnissen hatten und sich diesen oft mühsam durch Fasten, Isolierung und Atemübungen haben mußten, stand das visionäre Reich Gottes, das die Rauschdrogen vermittelten, jedem offen, der ihr Geheimnis kannte oder dem durch den Priester das Halluzinogen gegeben wurde.“ {1, 380}

„LSD eröffnet, psychoanalytisch gesehen, einen breiten Zugang zum Unbewussten. Da der Berauschte seine Vorstellungen weniger kontrolliert und überwacht, werden unbewusste Konflikte schneller aktualisiert. Sie müssen nicht mehr, wie in der traditionellen Psychoanalyse, aus freien Einfällen und Träumen erschlossen werden, sondern treten im LSD-Rausch bildhaft in das Bewusstsein des Menschen. Sie können ihn erschrecken; aber die Konfrontation mit ihnen kann ihn auch persönlich ein Stück weiterbringen.“ {1, 225}

Auf die richtige Grundeinstellung kommt es an…

Indianerstämme, welche mit dem Peyote-Kaktus (Wirkstoff: Meskalin) arbeiten warnen:

„Wenn ein Teilnehmer nicht furchtsam ist und keine Angst hat, wir der sicher eine gute Zeit haben. Ein Teilnehmer, der Angst hat … sieht Dinge, die ihn erschrecken. Was er sieht, ist nicht wirklich, sondern spielt ihm nur einen Streich … Wenn ein Teilnehmer ehrlich und gut ist, ist es leicht für ihn. Aber wenn einer rauh und schlecht gelaunt ist, wird er große Schwierigkeiten haben, von Peyote zu lernen. Er wird ihn erschrecken und es ihm schwer machen … Der Häuptling Peyote ist recht hartnäckig. Er sieht, was vor sich geht … er ist nur eine Pflanze, aber er kann sehen und verstehen, besser als ein Mensch. Wenn jemand falsche Gedanken hat, dann muss er aufpassen, oder aber er wird verrückt.“ {1, 266}

Aber auch in ganz anderen Kulturen (Mazteken) gilt dieser Grundsatz:

„Die Mazateken glauben, wenn man den Pilz ohne den nötigen Respekt einnähme, man verrückt werden würe, und es für einige Zeit auch bliebe. Tatsächlich sind einige Mazateken für bis zu zwei Jahren traumatisiert, aufgrund einer ‚Strafe der Pize‘.“ {2, 77}

Man muss bereit sein

Sowohl was die Lebensphase angeht, als auch was die Tagesverfassung angeht, muss man für diesen Tripp bereit sein.

„Denn was einem 60jährigen Psychologiedozenten (Leary wurde 1921 geboren) unter Umständen persönlich weiterhilft, ist für einen 15jährigen oder neunjährigen Schüler mit höchster Wahrscheinlichkeit untauglich.“ {1,402}

„Halluzinogene können es ebenso erschweren, die eigene Identität zu finden, wie sie es im günstigen Fall erleichtern mögen.“ {1, 230}

„Nicht jeder, der eine halluzinogene Droge einnimmt, erlebt damit eine ekstatische Sellenreise und kann mit der spirituellen Welt kommunizieren.“ {2, 21}

Man muss die „richtige“ Droge benutzen

Nicht jede Drogen verhilft zu einem erweiterten Bewusstsein. Man sollte eine halluzinogene Droge auswählen.

„So scheint Opium nur sehr selten zu anderen als hedonistischen Zwecken verwendet worden zu sein, während von Peyote und den mexikanischen Pilzen (Meskalin, Psilocybin) bis in die jüngste Zeit kein Missbrauch und keine rein hedonistische Verwendung bekannt wurde.“ {1, 383}

Man muss einen lebendigen Geist haben

Manche Menschen glauben, sie könnten ihr Leben mit Drogen schlagartig bereichern. Das trifft in einem gewissen Maße zwar durchaus zu. Doch viele Menschen sind auch sehr enttäuscht. Man muß sich vor Augen führen, dass halluzinogene Drogen zwar innere Zustände verstärken können, aber nicht in der Lage sind aus dem „Nichts“ eine spirituelle Haltung zu erwecken.

„Schon Baudelaire wusste, dass die Drogen nur anregen können, was im Drogenbenutzer ohnehin enthalten ist.“ {1,406}

„Selbst fanatische Anhänger der halluzinogenen, psychedelischen Drogen haben nie behauptet, dass die Rauschdroge auch nur einen einzigen Gedanken macht – sie ermöglicht ihn nur, sie führt den Berauschten zu ihm, indem sie Filter und Hemmungen des seelischen Normalzustandes beseitigt, der auf das Überleben des Individuums eingestellt ist.“ {1, 381}

„Keine Droge vermag einem Menschen etwas zu geben, was nicht bereits latent in ihm vorhanden ist.“ {1, 380}

„Beide – die Science-Fiction wie die Räusche – helfen dem Konsumenten in neue Dimensionen, in buchstäblich neue Welten-Räume und Zeiten vorzustoßen. Natürlich stets nur in der Phantasie. Das eigentlich Interessante an diesem Doppelphänomen ist dabei, dass eine tatsächliche geistige Weiterentwicklung, wie sie von beiden Richtungen behauptet wird, selten stattfindet. Denn eine solche Entwicklung verlangt, dass der Mensch lebt und sich an der Wirklichkeit reibt – nicht, dass er nur im Lehnstuhl zu hause oder im Kinosessel ‚andere Wirklichkeiten‘ vorgegaukelt bekommt, dass er in die Welten des Rausches oder der Zukunft ‚verreist‘ – um doch nur am immer wieder selben (geistigen) Ort anzukommen. ‚Wenn einer ein Schwachkopf ist, bevor er auf die Reise geht, ist er auch ein Schwachkopf, wenn er wieder zurückkommt.‘ “ {1, 373}

„Es können höchstens neue Eindrücke erlebt werden, die nicht unser Bewusstsein, sondern unser Wissen um uns selbst erweitern – im besten Falle. Aber auch dann sagen uns die Halluzinogene, auch im religiösen Bereich, nichts revolutionär Neues. Sie können nur grell beleuchten, was sonst schattenhaft ist, und kaum wahrgenommenen, abstrakten und unterdrückten Schemen plastisches Leben und sinnliche Kraft verleihen.“ {1, 228}

„Charles Baudelaire, der als einer der ersten die ‚künstlichen Paradiese‘ betrat, ohne seine Kritikfähigkeit am Eingang abzuliefern, hat das sehr deutlich gesehen. Er schildert den Rausch als Traum: ‚Der Mensch hat träumen wollen, der Traum wird über den Menschen Herr sein, doch dieser Traum wird deutlich der Sohn seines Vaters sein.'“ {1, 228}

Stichwort „Nachverarbeitung“

Halluzinogene sollten nicht als Fastfood missbraucht werden. Wenn man lediglich die innere Leere zwischen zwei Arbeitstagen füllen will, so sollte man besser den Fernseher bemühen als halluzinogene Drogen nehmen. Genauso wichtig wie eine gute Vorbereitung ist eine gute „Nachbereitung“.

„LSD-Erfahrungen sind, wenn überhaupt, nur dann therapeutisch wirksam, wenn sie sorgfältig überwacht werden. Der Therapeut muss den Kranken gut kennen, ein Vertrauensverhältnis sollte bereits aufgebaut sein. Die Eindrücke im LSD-Rausch müssen nachträglich besprochen und in die Persönlichkeit des Kranken eingeordnet werden.“ {1, 226}

„LSD-Trips oder Haschischräusche können tatsächlich erstaunliche Einblicke in die Innenwelt eröffnen, das ist gar keine Frage. Aber dann beginnt der eigentliche Heiltrip erst: wenn der drogeninduzierte Rauschzustand vorbei ist. Das ist das Wesen jeder Psychotherapie, auch jener therapeutischen Methoden, die sich des LSD und anderer Halluzinogene als Hilfsmittel bedienen. Die Droge ist stets nur das Hilfsmittel – niemals die Therapie selbst.“ {1, 231}

„Die umfangreichen Erfahrungen aus 100 Jahren Psychotherapie zeigen, dass dazu mehr nötig ist als eine Reihe von Trips. Diese sind ohnehin nur schwer zu verarbeiten, ihre Inhalte sind nur mühsam in die nichtberauschte Persönlichkeit zu integrieren – wenn man überhaupt die Notwendigkeit einer solchen Integration akzeptiert und sich dieser schwierigen, zeitraubenden und (psychisch) höchst schmerzhaften Arbeit unterzieht.“ {1, 403}

Quellen:

(In den geschweiften Klammern befindet sich die Nummer der Quelle und dahinter die Seitenzahl.)

{1} = „Handbuch der Rauschdrogen“ von Wolfgang Schmidbauer und Jürgen vom Scheidt, 3. Auflage erschienen 1999 im Fischer-Verlag. 690 Seiten.

{2} = „Halluzinogene Drogen im Schamanismus“ von Alexandra Rosenbohm

 

Image: © Vlorzor / Dollar Photo Club

4 Kommentare

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  1. Brüll says:

    es ist selten dass ich mit einer abhandlung über drogen einverstanden bin,unser Psoychonaut aber, hat dieses geschaft.

  2. Andreas says:

    Mit 19 Haschisch und Gras geraucht
    dann mit 21 Speed und Koks
    mit 22 dann auf Herbert (Heroin}
    bis ich mit knapp 30, 5 Freune verloren habe, und ich neben meiner toten Freundin aufwachte.
    Das hat mich so derb wachgerüttelt, das ich seitdem nichts mehr nehme, ich musste komplett alles hinter mir lassen ich wurde sogar bedroht, weil ein paar meinten, das ich sie auffliegen lasse.
    Wenn wirklich einer bereit ist aufzuhören, dann muss alles hinter einen gelassen werden, anders geht es wirklich nicht, ich habe viel in der Drogenzene mit bekommen, ich weiß selbst aus eigener Erfahrung wie hart es ist sauber zu bleiben es ist echt schwer auf dauer aufzuhören, wenn ich nun hin und wieder einen Drang verspüre, das ich gern einen Schuss hätte, das verlangen wird mit der Zeit immer weniger, aber es ist ein Druck da, das ist leider so, das kann man nicht schön reden. Aber da ich keinen kenne, der mir etwas besorgen könnte,ist der Druck schon vorrüber,und das Verlangen wieder weg, das sind nur kleine Streiche vom Suchtzentrum im Gehirn, das wird mit der Zeit immer leichter und der Abstand immer länger, nur bitte nicht nachgeben!
    Ich bin nun 45 und kann echt Stolz darauf sein, das ich es überstanden habe, es ist echt sehr schwer ich verstehe es voll und ganz, dann kommt auch noch was auf einen zu was man verbockt hat, das ist schwer aber durch, es kommt mit, oder ohne Drogen so und so auf einen zu, das ist eben so im Leben, macht euch nicht Kaputt.Ich hoffe, das viele die Kraft aufbringen, um ohne Drogen zu Leben.
    Eins wollte ich noch anmerken, passt auf Alkohol auf, ich hätte fast auf Alk umgesattelt Vorsicht!

  3. woewe says:

    Hallo @Andreas

    „fast auf Alk umgesattelt“, „Mit 19 Haschisch und Gras geraucht“

    Du hast wirklich mit Haschisch angefangen und nicht mit Alk oder/ und Zigaretten davor?

  4. Marc says:

    @Andreas Es ist wie das Z, erst gehe ich gerade aus, dann staucht es mich zurück, dann gehe ich wieder gerade aus, so strauchel ich zum Glück. Di bist auf dem richtigen Weg, Erfahrungen schmieden die Seele