Aufklärung zum Thema Drogen

Was ist Neo-Schamanismus?

– Ein Bericht von Psychonaut-

Der Schamanismus ist ein Sammelbegriff für sehr alte Wege des Menschen auf dem Weg zu sich selbst und zu anderen Wirklichkeiten. Diese schamanistischen Weltbilder und Methoden leben zur Zeit in den westlichen Ländern wieder auf. Wie kann man diese moderne Strömung beschreiben?
Der Neo-Schamanismus

Im Rahmen der aktuellen esoterischen Strömungen in den modernen westlichen Ländern ist zu beobachten, dass die alten schamanistischen Traditionen wieder aufleben. Allerdings haben sich verständlicherweise vieles geändert: Zur Initiation wird in Deutschland kein Kind aus dem sozialen Umfeld gerissen, unter Drogen gesetzt und isoliert von den Eltern zu einem Schamanen ausgebildet, sofern es diese Initiation überlebt.

Aufgrund der Unterschiede zwischen ursprünglichem und modernen Schamanismus wollen manche Menschen den „westlichen“ Schamanismus sprachlich von den traditionellen Formen abgrenzen. Das ist sicher ein vernünftiger Gedanke. Daher werden die modernen Ausprägungen machmal als „Neo“-Schamanismus bezeichnet 1. Damit soll ausgedrückt werden, dass man der schamanistischen Tradition folgen möchte, sich aber bewusst ist, dass man sich beispielsweise von einem Amazonas-Volk unterscheidet.

Dass diese sprachliche Unterscheidung sinnvoll ist, wird vielleicht jeder einsehen, der einen Esoteriker sieht, der sich am Wochenende ein Federkleid anlegt, trommelt, und von sich behauptet: „Ich bin ein Schamane“. Das ist irgendwie befremdlich. Nicht wenige moderne „Schamane“ werden belächelt, weil ihr selbstgewähltes Etikett einfach nicht passt.

Der amerikansiche Autor DeKorne schreibt:

„Neue Antworten werden wir nicht finden, indem wir im Pelz und in den Federn gefährdeter Arten Indianer spielen, sondern in einer Akzeptanz und Re-Definition unserer Zugehörigkeit zu den postmodernen Kräften, die nun den Planeten formen.“ {2,73} Und: „Es ist fraglich, ob ein westlicher Mensch, der schamanistische Praktiken getrennt von ihrer sozialen, kulturellen und mythologischen Umgebung, in die diese ursprünglich eingebettet waren, benutzt, sinnvollerweise ein Schamane genannt werden kann.“ {R. Walsh, zitiert in 2, 73}

Tom Cowan schreibt zu diesem Thema:

„Nicht jeder, der Schamanismus praktiziert, wird ein Schamane, aber jeder, der ein Interesse an schamanischer Weisheit hat und isch ihr widmet, kann ein schamanisch Tätiger werden – ein Mensch wie Sie, der in der Dunkelheit des Lebens einen spirituellen Weg sucht, der persönlich, kreativ, lebensbejahend und voller Freude ist.“ {9,14}
„Wenn man als moderner Mensch Schamanismus als spirituellen Weg praktiziert, so darf dies nicht als eine Ausbildung zum Schamanen betrachtet werden. […] Ich ziehe es vor, den Ausdruck ‚Schamane‘ nur für Menschen zu verwdnden, die in den traditionellen Methoden des Schamanismus ausgebildet sind, die bestimmten indigenen Stämmen und Kulturen zu eigen sind. […] Der Ausdruck ‚Schamane‘ kann jedoch auch auf westliche Menschen angewendet werden, die Schüler indigener Schamanen waren und umfassend in den alten Traditionen ihres Volkes ausgebildet wurden.“ {9,23}
„Niemand ist jedoch der Meinung, dass wir das moderne Leben vollständig aufgeben und in die Wildnis gehen sollten – ‚aussteigen‘, wie manche sagen -, und wir sollten unsere Hoffnungen nicht in einen romantischen Primitivismus setzen, der sich für Menschen, die von modernen westlichen Sensibilitäten geprägt wurden, unweigerlich als unzufriedenstellend und nicht lebbar erweisen würden.“ {9,29}

Die Bezeichnung „Neo-“ Schamane macht also klar, dass man sich sehr wohl bewusst ist, dass man sich mit seinem westlichen Bewusstsein in wesentlichen Punkten vom Bewusstsein des Amazonas-Schamanen unterscheidet.

Ist der Neoschamanismus besser oder schlechter als der traditionelle Schamanismus? Nichts von beidem. Wenn eine (schamanistische) Grundüberzeugung in grundverschiedenen Kulturen lebt und wächst, so MUSS die Ausprägung verschieden sein. Das ist keine Wertung, sondern einfach nur Realismus.
Das Konzept des 8-dimensionalen Raums

Was für ein Konzept steckt hinter dem Schamanismus? Ich schlage folgendes Gedankenexperiment vor: Angenommen, wir lebten in einer 8-dimensionalen Welt… wie könnte das aussehen?

a) Die Dimensionen eins bis drei sind unsere Raumdimensionen. Mit Begriffen wie „oben“/“unten“ , „links“/“rechts“ und „vorne/hinten“ können wir uns hier bewegen.

b) Die Dimension vier ist die Zeit. Mit Begriffen wie „Vergangenheit“/“Zukunft“ können wir uns in der Zeit bewegen.

c) Die Dimensionen fünf bis acht sind für unseren Verstand komplexer und abstrakter. Mit Begriffen wie „Feuer“, „Wasser“, „Luft“ und „Erde“ können wir uns auf vier weiteren Dimensionen bewegen. In jedder dieser Dimensionen kann man sich mit „aufbauend“/“zerstörend“ bewegen. Was genau mit diesen „Elementen“ gemeint ist, schaut man beispielsweise in den Quellen {3}, {4}, {5} und {6} nach.

Jeder „Punkt“ in unserem Multiversum (welches vielleicht noch viel mehr Dimensionen enthält) ist also durch die obigen acht Eigenschaften charakterisierbar. Es gibt in diesen acht Dimensionen keinen Punkt, der nicht von diesen acht Eigenschaften durchwoben wird.

Der griechische Philosoph Philons von Alexandria sagte: „Wie sich ein Wort aus Buchstaben zusammensetzt, so bestehen alle Stoffe aus den vier Elementen [in Raum und Zeit]“ {3,21}.

Man mag sich wundern, wie die Welt aus diesen acht Dimensionen bestehen können soll. Man denkt vielleicht an die Materie und wundert sich, wie das mit obiger Theorie übereinstimmen soll. Macht man sich jedoch bewusst, dass jede uns bekannte Materie aus einer Kombination von Elektronen, Protonen und Neutronen darstellt, so erscheint alles etwas klarer. Wir sehen, dass die Vielfalt der Natur durchaus aus einer Kombination von drei physikalischen Elementarteilchen entstehen kann.

Genau das gleiche könnte man auch von den vier Elementen in Raum und Zeit annehmen. Jeder Punkt im Universum setzt sich aus einer Kombination dieser acht Dimensionen zusammen. Siehe auch {8,55}.
Das Konzept der Fernseh-Wirklichkeiten

Der Schamane geht davon aus, daß sich verschiedene Wirklichkeiten überlagern können. Doch wie soll man sich das konkret vorstellen? Wie soll hier, wo ich gerade sitze, gleichzeitig eine ganz andere Realität vorhanden sein? Warum sehe ich davon nichts? Wie sollte es mich beeinflussen?

Nun, in Zeiten von Funk und Fernsehen werden wir Menschen von elektromagnetischen Wellen durchflutet. Normalerweise merken wir das nicht. Doch wenn wir die „magischen“ Utensilien namens „Radio“ oder „Fernseher“ benutzen, so erlangen wir Zugang zu ganz anderen Welten. In manchen „Dimensionen“ wird gekämpft, in anderen wird geliebt. In den meisten Dimensionen wird jedoch geworben. 😉

Es ist nun nicht nur esoterisch gemeint, wenn man in „Resonanz“ mit diesen Frequenzen sein muß, um die enthaltenen Informationen zu erlangen. Siehe auch {8,55}.
Das Realität hinter dem Fernsehbild

Ein anderes, sehr anschauliches, Beispiel ist das Bild eines Monitors oder Fernsehers. Man nehme sich eine sehr starke Lupe (z.B. einen Fadenzähler) und schaue sich die einzelnen Bildpunkte einer weißen Fläche auf dem Monitor an. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man nur blaue, grüne und rote Bildpunkte sieht. Es ist kein weiss zu sehen. Nimmt man die Lupe wieder weg, so ist wieder alles weiss.

Lässt man diese Beobachtung auf sich wirken, so versteht man, wie subtil die Schamanen unsere Wirklichkeit vielleicht wahrnehmen.
Fazit

Seien wir uns bewusst, dass es in unserem Multiversum NICHTS gibt, was durch die acht Dimensionen nicht beschreibbar ist. Kein Gegenstand, kein Gefühl, kein Gedanke, kein Ideal, welches nicht durch diese Dimensionen beschreibbar wäre.

„Demnach ist der Mensch nicht selbst Gründer der Gedanken, sondern der Ursprung eines jeden Gedankens ist in der höchsten Akashasphäre oder Mentalebene zu suchen. Der Geist des Menschen ist gleichsam der Empfänger, er ist eine Antenne der Gedanken aus der Ideenwelt, je nach Lage und Situation, in der er sich befindet.“ {5,46} Diese Anschauung unserer Gedankenwelt steht in einer interessanten Deckung zu so manchen aktuellen Forschungsergebnisse, die an dem Fundament unseres ICH nagen. {7}
Fußnoten

(1) Multiversum: […] dass es irgendwo eine andere Welt geben muss, vielleicht ein anderes vollständiges Multiversum, von wo aus unsichtbare, aber intelligente Entitäten mit uns kommunizieren können. {2,50} […] Die Gnostiker nannten dieses transzendente Multiversum die ‚Pleroma‘, ein griechisches Wort, das ‚Fülle‘ oder ‚Überfluß‘ bedeutet. {2,62} […] Die menschliche Psyche ist nichts anderes als ein Multiversum, das eine Vielzahl von Kräften beherbergt. {2,87}
Quellen

{1} Meyers Taschenlexikon: „Neo“ [zu griechisch néos „neu“], Bestimmungswort von Zusammensetzungen mit der Bedeutung „neu, jung, erneuert“. Siehe „Neofasschismus“, „Neokolonialismus“, „Neoliberalsmus“, …

{2} DeKorne -„Psychedelischer Neoschamanismus“

{3} Hajo Banzhaf -„Der Mensch in seinen Elementen – Feuer, Wasser, Luft und Erde – Eine ganzheitliche Charakterkunde“

{4} Wiliam G. Gray „Magie – Das Praxisbuch der magischen Rituale“ (Das Buch ist zur Zeit leider vergriffen.)

{5} Franz Bardon -„Der Weg zum wahren Adepten“

{6} Rudy Rucker – „Die Wunderwelt der vierten Dimension“
Um andere räumliche Dimensionen zu beschreiben, benutzt Rucker die Eigenschaften „Ana“ und „Kata“. Beides sind griechische Silben, die „über“ und „unter“ übersetzbar sind. (Das Buch ist zur Zeit leider vergriffen.)

{7} Tor Nörretranders – „Spüre die Welt“ (hier ist ein umfassender Bericht zum ICH)

{8} Kenneth Meadows – „Das Buch des Schamanismus“

{9} Tom Cowan „Schamanismus“

 

Image: © Elnur / Dollar Photo Club