Aufklärung zum Thema Drogen

Fakten im Fernsehen

Zeigt das Fernsehen nur Dinge, die die Einschaltquoten erhöhen? Eine kleine Studie scheint dies zu bestätigen.

BOCHUM – Die Wahrheit ist oft unspektakulär und wenig ‚telegen‘. Um Einschaltquoten zu erzielen, helfen Journalisten im Fernsehen darum immer wieder ein bisschen nach, damit sensationelle Bilder und krasse Situationen gebracht werden können. Denn von der Quote hängt auch das Überleben der Fernsehjournalisten und Produzenten ab.

Dies ist das Ergebnis einer Bochumer Magisterarbeit, die sich mit der Frage beschäftigt, warum eine wahrhaftige Berichterstattung heutzutage oft sensationellen Bildern weichen muss. Julia Morgenthaler von der Ruhr-Universität Bochum, die für ihre Arbeit „Facts oder Fiction? Eine Kommunikatorstudie zu den Determinanten für Fakes in Fernseh-Boulevardmagazinen“ mit einem der „Preise an Studierende ’99“ ausgezeichnet wurde, befragte sechs Journalisten verschiedener Handlungsebenen von Boulevardmagazinen aus dem Vorabendprogramm.

Sie bestätigten Morgenthalers Vermutung: Im Fernsehjournalismus ist die Quote die Hauptsache. Materielle Werte verdrängen die ethischen, für den Fernseherfolg schrecken die Journalisten oft auch nicht davor zurück, selbst bei schlimmsten Schicksalsschlägen die Privatsphäre der Betroffenen zu verletzen.

Vor allem zwei Gruppen von Journalisten sind nach den Erkenntnissen Morgenthalers für die Fälschungen verantwortlich: freie Produzenten und die verantwortlichen Redakteure der Sender. Die freien Produzenten sind von den Redakteuren der Magazine abhängig. Deren Vorgaben sind so zwingend, dass den Produzenten nichts anderes übrigbleibt als sich zu fügen, denn was nicht ins Konzept passt, wird auch nicht gesendet. Und was nicht gesendet wird, wird nicht bezahlt.

[Quelle: Doris Marszk und idw – eine BDW-Meldung vom 18.02.2000]

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