Aufklärung zum Thema Drogen

Alkohol nicht verharmlosen!

Mit der vermeintlich gesundheitsfördernden Wirkung eines mäßigen Alkoholkonsums ist es nicht weit her. Zu dieser Auffassung kommen zwei Mediziner des Mannheimer Universitätsklinikums in einem jetzt veröffentlichten Buch, das sich den Alkoholfolgekrankheiten widmet.

Alkohol werde immer noch verharmlost, obwohl es sich in Deutschland um die “Droge Nummer eins” handle, beklagen Professor Dr. Manfred V. Singer und Privatdozent Dr. Stephan Teyssen, die beiden Herausgeber des Buches. Ein begrenzter Schutz vor einem Herzinfarkt gehe von regelmäßigem, moderatem Wein- oder Bierkonsum bestenfalls dann aus, wenn eine Vielzahl begleitender Umstände erfüllt sei: Keinerlei Erkrankungen, häufige Bewegung, gesundes Essen, Verzicht auf das Rauchen. Außerdem sei solch ein Effekt erst bei Menschen mittleren Alters festzustellen, und als weitere Voraussetzung gelte, dass der Alkohol begleitend zum Essen getrunken werde. Studien, die mäßigen (aber regelmäßigen) Wein- und Biertrinkern eine geringere Gefahr für eine Herzerkrankung unterstellten, seien zudem häufig methodisch fragwürdig.

Außer Frage stünden dagegen die schädlichen Folgen des Alkohols, so Singer und Teyssen: Jährlich sterben demzufolge etwa 40.000 Menschen an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums, und mehr als 2.200 alkoholgeschädigte Kinder werden pro Jahr in Deutschland geboren. Die alljährlich durch Alkoholmissbrauch verursachten volkswirtschaftlichen Schäden seien mit 30 bis 80 Milliarden Mark mindestens so hoch wie der Jahresumsatz der deutschen Alkoholwirtschaft. Die gesundheitlichen Folgen von Alkoholmissbrauch betreffen sehr häufig die Leber, jedoch können auch Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Darm, Haut oder das Herz-Kreislaufsystem in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem kann Alkohol das Immunsystem nachhaltig beeinträchtigen. Singer und Teyssen: “Man kann eigentlich sagen, dass kaum ein Organsystem von der Alkoholschädigung unberührt bleibt. Und damit sind die sozialen Folgen noch gar nicht erwähnt, auf die wir in dem Buch ebenfalls eingehen.”

Der Pro-Kopf-Konsum an reinem Alkohol betrug 1995 in Deutschland 11,2 Liter pro Person – bezogen auf Altersgruppen vom Baby bis zum Greis. Singer: “Dies entspricht dem Alkoholgehalt von 280 Litern Bier. Deutschland liegt damit bedauerlicherweise in der Spitzengruppe sämtlicher Länder der Welt.” Bleibt die Frage, wo die Grenze für einen mutmaßlich ungetrübten Verzehr alkoholischer Getränke liegt. Singers Einschätzung: “Ein Expertengremium der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt die Grenzwerte für gesundheitliche Gefährdungen durch Alkoholkonsum mit täglich 40 Gramm für Männer an. Dies dürfte aber wirklich schon die Obergrenze sein. Wer gesund ist und auf Alkohol nicht verzichten möchte, kann davon ausgehen, dass er keine Organschädigung befürchten muss, wenn der Alkoholkonsum umgerechnet höchstens je einen Liter Bier an zwei bis drei Tagen in der Woche beträgt. Bei Frauen liegt der Wert nur ein Drittel bis halb so hoch.”

Das Buch “Alkohol und Alkoholfolgekrankheiten. Grundlagen – Diagnostik – Therapie” ist im Springer Verlag (Heidelberg) erschienen und richtet sich vor allem an Mediziner sowie an Vertreter anderer Berufsgruppen, die in der Suchtberatung tätig sind. Ein Drittel der etwa 50 an dem Buch beteiligten Autoren kommt übrigens aus dem Mannheimer Universitätsklinikum oder aus dessen Umfeld. Der Gastroenterologe Professor Dr. Manfred V. Singer ist Direktor der IV. Medizinischen Universitätsklinik in Mannheim, Privatdozent Dr. Stephan Teyssen arbeitet als Oberarzt in dieser Klinik.

Quellen:
Informationsdienst Wissenschaft (idw)
Ein Projekt der Universitäten Bayreuth, Bochum und der TU Clausthal
Im WWW: http://idw.tu-clausthal.de/
Kontakt-Adresse: idw@tu-clausthal.de
Universitätsklinikum Mannheim, 26.05.1999

 

Image: © Artbalance / Dollar Photo Club

Ein Kommentar

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  1. Dan K. says:

    Witzig, wie zweiseitig die Informationen dieser Website sind. In diesem Artikel wir davon abgeraten viel zu trinken und erzählt, dass die Studien zu der positiven Wirkung fragwürdig sind. Bei einem anderen Artikel der selben Seite wird von der tollen und positiven Effekten berichtet, die Hauptsächlich aus den hier genannten, fragwürdigen Studien stammen.